Backlog aufräumen mit Marie Kondo: 6 Prinzipien für mehr Fokus

In diesem Blogartikel zeigen wir dir, wie du dein Backlog aufräumst – mit klaren Tipps, praktischen Beispielen und Marie Kondo-Prinzipien fürs Produktmanagement. Ein ordentliches Backlog spart Zeit, reduziert Chaos und schafft Fokus für dein Team.
von Theresa Hennighausen

Backlog = Digitale Rumpelkammer?

Das Backlog – in vielen Teams auch bekannt als die digitale Rumpelkammer. Kaum jemand verbringt gerne Zeit dort. Sei ehrlich: Auch du machst es wahrscheinlich schnell auf, hoffst, dass dir nichts entgegenfällt, und stopfst rein, was du loswerden willst. Unzählige Tickets, alte Ideen, offene Bugs, Feature-Wünsche von vor zwei Jahren – alles liegt drin, nichts ist wirklich sortiert. Du scrollst, suchst und verlierst den Überblick.

Irgendwann ist es dann so voll, dass jemand ruft: „Zeit für den Frühjahrsputz.“ Also quält ihr euch einmal durch – und hofft, dass es erstmal wieder reicht. Dabei sollte Backlog-Aufräumen eigentlich mehr sein. Denn euer Backlog ist einer der wichtigsten Hebel in der Produktentwicklung.

Wenn euer Backlog auch eher einer Rumpelkammer gleicht: Damit bist du nicht allein und es ist völlig normal – gerade in Teams, die schnell wachsen und viel bewegen wollen. Trotzdem: Ein chaotisches Backlog kostet Fokus, frisst Energie und behindert strategisches Arbeiten.

Wie Marie Kondo das Aufräumen revolutioniert – und warum das auch für dein Backlog funktioniert

Aufräumen macht den wenigsten Menschen Spaß – egal ob es ums Backlog, die Wohnung oder den Dachboden geht. Vielleicht kennst du Marie Kondo? Die japanische Aufräumexpertin wurde durch ihre Bücher und Netflix-Serie „Tidying Up with Marie Kondo“ international bekannt. Ihr Versprechen: Wer konsequent und strukturiert aufräumt, schafft sich Raum – im Zuhause, im Kopf und im Leben.

Und es scheint zu funktionieren! Ich meine… Leute hätten die Wahl, eine romantische Komödie, einen Actionthriller oder die neueste Staffel ihrer Lieblingsserie zu schauen. Aber sie schauen sich freiwillig an, wie jemand aufräumt – und machen dann sogar den Fernseher aus, um selbst loszulegen. Das Prinzip funktioniert.

Ihr Ansatz ist mehr als ein bisschen Sortieren. Es geht darum, Ballast loszuwerden, bewusste Entscheidungen zu treffen und sich nur mit den Dingen zu umgeben, die wirklich relevant sind. Das klingt nach einem Lifestyle-Thema? Pustekuchen! Sie folgt sechs einfachen Prinzipien, die sich eins zu eins auch aufs Backlog anwenden lassen.

In sechs Schritten zum ordentlichen Backlog

Wir zeigen dir, wie du Marie Kondos Prinzipien ganz einfach auf dein Backlog anwendest. Vieles davon hörst du sicher nicht zum ersten Mal. Aber nimm dir diese 6 Schritte einfach mal als Leitfaden für deine nächste Aufräumaktion. Es ist wirklich ganz leicht umzusetzen.

1. Does it spark joy?

Marie Kondo stellt bei jedem Gegenstand eine simple Frage: „Bringt es mir Freude?“ Dahinter steckt kein Kitsch, es geht vor allem darum, eine bewusste Entscheidung zu treffen. Im Produktkontext lautet die Frage: Was bringt echten Nutzen?

Frage dich bei jedem Ticket, ob es Wert für Nutzer oder fürs Business schafft. Wenn nicht, dann weg damit. Es lohnt sich, radikal zu sein: Viele Tickets wirken auf den ersten Blick harmlos, blockieren aber Kapazität und Aufmerksamkeit. Ein Backlog ist kein Wunschzettel, es ist ein Planungsinstrument.

Ein Beispiel: Dark Mode fürs Admin-Panel? Nette Idee. Aber hat seit drei Jahren niemand nach gefragt, keine echten Anwender, kein Impact: Raus!

2. Nach Kategorien aufräumen (also Ticket-Typen)

Ein häufiger Fehler beim Aufräumen: Nach Zimmern vorgehen. Wer nach Orten statt nach Kategorien aufräumt, bearbeitet denselben Gegenstandstyp mehrfach – ohne Gesamtüberblick. Marie Kondo sagt: Wenn du heute das Schlafzimmer, morgen das Wohnzimmer und übermorgen die Abstellkammer aufräumst, sortierst du jedes Mal ein paar Bücher aus – aber nie alle. Du weißt nie, wie viele du wirklich hast, triffst keine klare Entscheidung und behältst am Ende zu viel.

Für dein Backlog heißt das: Wenn du querbeet durch alle Tickets gehst, arbeitest du nicht fokussiert. Du springst ständig zwischen Tickettypen und verlierst den Kontext. Indem du dich auf eine Kategorie konzentrierst, vermeidest du blinde Flecken, Duplikate und falsche Priorisierung.

Also: Erst alle Bugs durchgehen, dann Feature-Ideen, dann technische Tasks – oder in der Reihenfolge, die für euch gerade Sinn ergibt.

3. Erstmal alles auf einen Haufen legen

Bevor du entscheidest, was bleiben darf, musst du wissen, was überhaupt da ist. Marie Kondo lässt ihre Klienten deswegen alle Kleidungsstücke auf einen Haufen werfen, damit klar wird, wie viel sich angesammelt hat.

Beim Backlog heißt das: Hol die Altlasten nach oben. Filtere einfach mal nach allem, was älter als sechs Monate ist oder nie priorisiert wurde. Geh diese Tickets systematisch durch. Du wirst erstaunt sein, wie viel davon du direkt löschen kannst.

4. Erst entrümpeln, dann organisieren

Viele Teams neigen dazu, chaotische Backlogs mit neuen Strukturen zu sortieren: Labels, Epics, neue Workflows. Auch hier folgen wir besser Marie Kondos Tipp: Erst aussortieren, dann organisieren. Denn Struktur auf einem Berg Müll zu legen, ist immer noch Müll.

42 User Stories nachträglich noch mit einem Epic zu verlinken bringt gar nichts – wenn niemand dieses Feature braucht. Erst Klarheit schaffen, dann Ordnung.

5. Jedes Teil braucht einen festen Platz

Alles, was bleiben soll, braucht ein Zuhause. Wenn Dinge herumfliegen, entsteht Chaos. Struktur spart langfristig Energie, weil nichts gesucht werden muss.

Auch das Backlog braucht Struktur: Zu welchem Epic gehört eine User Story? Wer ist für ein Ticket zuständig? In welchem Status befindet sich die Aufgabe? Jedes Ticket braucht einen klaren Status, einen Owner, ein Ziel und eine Beschreibung. Fehlt eines davon, bleibt das Ticket einfach liegen – oder sorgt sogar für Missverständnisse und Chaos.

6. Verabschiede dich mit Respekt

Marie Kondo wirft Dinge nicht einfach weg – sie verabschiedet sich bewusst davon. Die Idee dahinter ist: Ein Gegenstand hatte seinen Zweck, aber der ist jetzt erfüllt. Wegwerfen ist kein Verlust, sondern eine Klärung.

Im Backlog heißt das: Du kannst Tickets löschen. Was wichtig ist, kommt wieder. Trotzdem zögern wir manchmal, aus Rücksicht, Nostalgie oder Unsicherheit. Weil du siehst, wer ein bestimmtes Ticket angelegt hat, oder weil das Thema mal wichtig war. Aber falsche Scheu hilft niemandem. Probiere es einfach mal mit einem kurzen Vermerk und erkläre, warum du dich gegen etwas entschieden hast und warum das Ticket nicht weiterverfolgt wird.

Zum Beispiel:

  • „Nicht umgesetzt – hat sich im Nutzerinterview als weniger relevant herausgestellt.“
  • „Wurde intern diskutiert, aber aktuell nicht priorisiert. Kann bei Bedarf neu aufgenommen werden.“
  • „Ursprüngliche Idee wurde durch Feature X inzwischen gut abgedeckt.“

So weiß jeder im Team, warum eine Entscheidung getroffen wurde – auch später noch.

Ein letzter Tipp: Vom übers Aufräumen lesen wird dein Backlog nicht ordentlicher

Bis hierhin war es wahrscheinlich nicht schwer, dich zu überzeugen. Du weißt ja, dass wir recht haben: Ein gepflegtes Backlog fühlt sich gut an. Du findest schneller, was du brauchst. Du kannst fundierte Entscheidungen treffen. Dein Team weiß, woran es ist. Und du hast den Kopf frei für das, was wirklich zählt.

Aber: Vom Blogartikel lesen wird dein Backlog nicht ordentlicher. Jetzt kommt der schwierige Teil: Die Umsetzung.

Und damit lassen wir dich jetzt allein?

Natürlich nicht.

Wenn du das Backlog-Aufräumen nicht ganz allein angehen willst, dann schau dir mal den Product Copilot an – eine KI, die wir genau dafür gebaut haben. Sie hilft dir direkt in deinem Jira beim Identifizieren von Duplikaten, pflegen von Tickets und bringt Ordnung in dein Backlog. Und zwar ohne, dass du dafür stundenlang manuell sortieren musst.

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